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„Singst du auf Hochzeiten?“

singst du auf Hochzeiten

„Singst du auf Hochzeiten?“ Diese Frage wird mir öfters gestellt. Und meine Antwort ist dann relativ eindeutig: „Nur auf der Feier, nicht bei der Zeremonie“ lautet meine Antwort. Und im Anschluss erkläre ich dann gerne, warum das so ist. Böse ausgedrückt: Ich bin eine Heulsuse. Oder netter: Ich bin mega empathisch. Sensibel. Feinfühlig.
Ich erinnere mich, als Elton John 1997 auf Lady Dianas Beerdigung gesungen hat. „Goodbye England’s Rose“ hatte er seinen Text zu „Candle in the Wind“ umgedichtet und begleitete sich selbst am Piano in der Kirche. Vor Millionen von Fernsehzuschauern sang er, und war zudem noch vor ihrem Tod mit der Prinzessin der Herzen befreundet. Damals war ich ja auch schon Sänger und mir war völlig unklar, wie er das hinbekommen hat, ohne in Tränen zu versinken. Ich hätte mir das niemals zugetraut und auch heute ist es noch so, dass mir, wenn ich als Gast auf einer Hochzeit bin, Tränen in die Augen steigen, nur weil ich die verheulten Gesichter der Verwandtschaft des Brautpaares um mich herum sehe. Ich fühle mit ihnen. Auch beim Fernsehen kann ich mich in die Rollen der Schauspieler einfühlen und selbst nach bestimmt 30 Mal „Der kleine Lord“, was immer an Weihnachten ausgestrahlt wird, bin ich am Heulen.

Blumen

Titanic

Eine kurzweilige Anekdote fällt mir dazu ein: Als ich den Film Titanic zur Premiere am 8. Januar 1998 im Kino sehen wollte und zwei, drei Reihen hinter mir eine Gruppe von Mädchen die ganze Zeit am Quatschen war, habe ich nach hinten gerufen, ob sie nicht damit aufhören oder rausgehen könnten. Dann waren sie still. Der Macho Clou hatte gesprochen und seiner damaligen Freundin gezeigt, wie sehr Held er sein kann. Yeah. Endlich konnten wir den Film ungestört anschauen. Die Untergangsszene war dramatisch und als dann noch das Drehbuch gegen Ende des Filmes den Hauptdarsteller ertrinken ließ, der vorher noch den Satz sagte: „Dieses Ticket zu gewinnen, war das Beste, was mir je passiert ist. Es hat mich zu dir gebracht.“ heulte ich los, wie so viele andere auch. Das Ende zog sich und ich dachte nur: „Hoffentlich dauert der Abspann besonders lange, damit die Gruppe Mädels da hinten mich nicht heulen sieht. Erst der böse Spielverderber, dann der Softie.“ Aber zum Glück ging es den meisten Zuschauern wie mir und sie waren damit beschäftigt, mit gesenkten Köpfen den Kinosaal zu verlassen und das Gesehene zu verarbeiten.

Heute in meinem Repertoire

Heute in meinem Repertoire gibt es eine Handvoll Lieder, bei denen ich mich echt zusammenreißen muss, nicht zu weinen, oder zumindest die Stimme zu halten, dass sie nicht wegbricht. Die Texte sind so emotional, dass ich nur mit Mühe die erlernte Gesangstechnik anwenden kann. Und trotzdem singe ich sie, weil es einfach etwas Großartiges ist, im Publikum Emotionen auszulösen. Dort sehe ich manchmal die ein oder andere Träne weil der Text so rührend oder die Melodie so ausdrucksstark ist. „Du hast ihre Augen“ ist so ein Lied. Wenig bekannt aber hört es euch gerne an und sucht es im Internet. Im Original gesungen von Jürgen Renfordt.

Sabine und ich auf dem Weg zum Sektempfang einer Hochzeitsgesellschaft im Jahr 2020

Vor ein paar Jahren

Vor ein paar Jahren war der Vater eines Freundes gestorben und erinnerte mich an den Tod meines eigenen Vaters. Dieser Freund erzählte, dass er bei der Beerdigung eine Rede halten würde und ich dachte, er tickt nicht ganz richtig. „Wie soll das gehen?“ hatte ich ihn gefragt und er meinte, er nähme sich fest vor, die Rede für seinen toten Vater zu halten, das würde funktionieren. Er hat das schließlich auch geschafft aber bei mir würde dieser Ratschlag nicht helfen. Bei Filmen weiß ich ja auch, dass es nur Filme sind, und trotz dieser bewussten Realität schaffe ich es nicht, meine Tränen zurückzuhalten.

Nun ja – ich schätze mal, mit dieser Eigenschaft muss ich leben. Falls ihr aber weitere Tipps habt, gerne her damit, das würde mich brennend interessieren. Es gibt da tatsächlich ein Lied, das ich erst ein einziges Mal gesungen habe, weil es mir so schwer fällt. Welches das ist? Vielleicht verrate ich’s euch ein anderes Mal 😉