Zwei ganz wichtige Menschen, die meinen musikalischen Weg geprägt haben, sind meine Eltern. Nicht unbedingt, weil sie selbst so musikalisch waren, sondern weil sie die richtigen Dinge getan haben, um mich zu fördern.
Meine erste Erinnerung
Meine erste Erinnerung an Musik, die mich begeistert hat, war mein Papa. Mein Papa war gebürtiger Wiener und in Wien geht die musikalische Erziehung schon sehr viel früher los als in Deutschland. Und zwar mit der Oper. Woran das genau liegt kann ich nicht sagen. Ich kann nur vermuten, dass es an den zahlreichen weltberühmten Komponisten liegt, wie Mozart, Beethoven, Richard und Johann Strauss, den Walzerkönig, oder Haydn, die in Wien Karriere machten. Natürlich hatten auch die Deutschen berühmte Komponisten, aber wenn ich an Oper denke, denke ich zuerst an Mozart und Die Zauberflöte.
Ich dürfte so im Alter von fünf Jahren gewesen sein als mir mein Papa Die Zauberflöte von Wolfgang Amadeus Mozart vorspielte. Auf einer Langspielplatte, falls ihr das noch kennt ;-). Damals hat man sich viel mehr Zeit genommen, ein neues Lied zu hören, als heute. Dennoch war die LP nur eine Zusammenfassung der besten Lieder, die gesamt Oper wäre in dem Alter sicher zu lang gewesen. Aber das nur am Rande. Dazu hat Papa mir den Inhalt der Geschichte erzählt. Papageno war eine der Hauptfiguren. Ein liebenswerter Vogelfänger, etwas einfältig vielleicht, aber mit dem Herzen am rechten Fleck. So ungefähr wie Puh der Bär. Die ganze Geschichte hab ich damals wohl nicht verstanden, schließlich ging es auch um Liebe, aber die Musik hinterließ ihre Wirkung. Und natürlich der Charakter Papageno, der „stets lustig, heißa hoppsasa“ sang. Ich war wie vom Blitz getroffen – heute würde man sagen: geflasht – von dieser schönen Melodie und dem wunderbaren Text. Und als die Spannung dann auf dem Höhepunkt war, sang die Königin der Nacht Der Hölle Rache kocht in meinem Herzen“. Wenn ich heute dieses Lied mit den Ohren eines Hörers „sezieren“ würde, dann mit dem Ergebnis, dass es eher langweilig ist, aber eine Passage darin so dermaßen stark, dass sie in Erinnerung bleibt, ob man will oder nicht. Und zwar das „Ahaa-hahahahahaha-haaa“ – nun ja –schwer zu erklären. (Hört es euch im Internet an, wenn es euch interessiert. Ich habe mir überlegt, ein YouTube-Video hier reinzustellen, befürchtete aber, dass die meisten Leser dann meine Seite verlassen. Für so manchen könnte es extrem schwere Kost sein.)
Die Kraft der Musik
Als filmisches Beispiel fällt mir A Star Is Born ein. Der Film mit Lady Gaga und Bradley Cooper. Den Inhalt der Story fand ich eher abgedroschen und der Film war nahe dran, mich zu langweilen. Bis dieses eine Lied kam, das später den Oskar gewann: Shallow. Kennt ihr das? Dass ein einziger Song ausreicht, um einen Film als gut zu bewerten? Noch ein Beispiel wäre der Film Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga mit Will Ferrell und Rachel McAdams. Manche mögen ihn als einen seichten Film bezeichnen, ich fand ihn unterhaltsam und kurzweilig, sogar recht lustig. Aber als dann das Lied Husavik gesungen wurde, kamen mir die Tränen vor Rührung einer so schönen Melodie. Der Song wurde übrigens als Bester Song für die Oscars nominiert, hat aber leider nicht gewonnen. Wenn ihr weitere Beispiele habt, egal ob ein einzelnes Lied oder einen Film, der langweilig wirkt, aber aufgrund einer einzigen Melodie bärenstark wird, dann lasst es mich wissen. Ich bin gespannt. (Unter diesem Beitrag werde ich eine schöne Version des Liedes einfügen. Es lohnt sich, reinzuhören.)
Meine zweite Erinnerung
Wir kommen zu meiner nächsten wichtigen Erinnerung: Ein paar Wochen oder Monate später, zu meinem sechsten Geburtstag, bekam ich eine Blockflöte geschenkt. Ich war bei meiner Oma und packte mein Geschenk aus und war, wie das so ist als Kind, begeistert. Ich spielte drauf los, ich war ein Naturtalent, die schönsten Melodien erzeugte ich auf dieser Flöte und ich beglückte die gesamte Verwandtschaft mit meinen soeben erzeugten Kompositionen.
Nicht ganz – leider hörte nur ich diese wunderbaren Töne, alle anderen hörten fürchterliches Gequietsche.
Habt ihr schon mal einem Kind in dem Alter ein Musikinstrument geschenkt? Mein Tipp, wenn ihr die Eltern des Kindes nicht leiden könnt: Tut es! Schenkt dem Kind ein Glockenspiel oder Kinderschlagzeug, egal was. Es wird drauflosspielen und denkt, das sei das beste Geschenk aller Zeiten, während sich die Eltern schon im Hinterkopf etwas einfallen lassen, um das Ding auf sanfte Weise wieder verschwinden zu lassen.
Und so war wohl auch mein versuchtes Musizieren eher unerträglich und ich danke meiner Mama noch heute, dass sie nicht gelogen hat „wie schön“ das sei, sondern mich zurechtwies, dass das grausig sei und ich lieber warten solle, bis ich es richtig lerne. Der Blockflötenkurs war nur noch eine Frage der Zeit und so wartete ich schweren Herzens. Diese Kritik hat etwas in mir bewirkt. Ich weiß nicht genau was, aber sie ließ mich der beste Blockflötenspieler in meiner Gruppe werden. Und das meine ich ernsthaft. Manchmal war ich der einzige Schüler, der beim Lehrer flötete, während die anderen Kinder aus der Gruppe bei schönem Wetter lieber im Freibad waren oder Fußball spielten. Für mich gab es nie auch nur die Überlegung, eine Flötenstunde zu schwänzen. Mir machte das Spaß.
Kritik ist wichtig und gut
Auch heute ist meine Mama einer meiner schärfsten Kritiker und ich bin so dankbar dafür. Es ist Gold wert, wenn man jemandem vertrauen kann, dass er die Wahrheit sagt. Und wenn sie oder meine Lebensgefährtin Sabine, die mittlerweile auch weiß, wie ich ticke, sagt, der neue Song sei toll oder nicht so gut, dann weiß ich, dass sie es ernst meinen.
Es gibt ein Lieblingszitat in meinem Leben, zum Thema Kritik:
Die meisten Menschen möchten lieber durch Lob ruiniert als durch Kritik gerettet werden (Verfasser unbekannt)
Was denkt ihr über Kritik?
Ausschnitte aus dem Film Eurovision Song Contest: The Story of Fire Saga, im Wechsel mit der echten Sängerin Molly Sandén.